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Pferderipper in Norddeutschland - Kriminalpsychologie
1. Stute mit Fohlen im Bauch in Silberstedt aufgeschlitzt, Tatort: Weide an einer Hauptverkehrsstraße, am Gatter.
2. Stute mit Rechen gequält, wo war das?
3. Friesenwallach - Penis mit festen Gummibändern abgeschnürt (bei Lämmern macht man das so mit den Schwänzen!), Eckernförde (?)
4.
5.

(wo sind die Zeitungsartikel im Internet dazu?)

link: https://www.ipk.uni-bremen.de/de/mitglieder/heubrock/Pferderipper.pdf

„Wer tut denn nur so etwas?“
Zur Kriminalpsychologie des norddeutschen „Pferderippers“1
Von Dietmar Heubrock und Dorothee Parildayan-Metz
Immer wieder werden in der Bundesrepublik Deutschland
Fälle registriert, in denen Pferde – zumeist auf Weiden –
häufig unter Verwendung von lanzenähnlichen Tatmitteln
gequält oder auch getötet werden. Zumeist handelt es sich
um Fallserien von unabhängig voneinander agierenden Einzeltätern.
Die Fälle finden große öffentliche Resonanz und
werden in den Medien häufig unter der Schlagzeile „Pferderipper“
intensiv dargestellt. Untersucht wird eine etwa
10 Jahre bis (vorerst) Oktober 2003 andauernde Serie von
bisher ca. 50 Taten im norddeutschen Raum, in der das LKA
Niedersachsen die Ermittlungen führt und die aufzeigt, dass
der Täter aus vorangegangenen Taten lernt und seine Vorgehensweise
– auch hinsichtlich verwendeter Tatmittel – im
Laufe der Zeit perfektioniert. Eine Motivanalyse wird im
konkreten Fall durch mehrere Unsicherheiten erschwert.
Trotz des Mangels an wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen
scheint in der Öffentlichkeit ein recht homogenes
Bild über „Pferderipper“ vorzuherrschen. Aus forensischpsychiatrischer
Sicht ergeben sich deutliche Hinweise, dass
Tierquälereien als frühes Warnsignal für eine spätere deviante
Entwicklung gelten müssen, die – wie Einzelfallanalysen
gezeigt haben – bis hin zur späteren Mehrfachtötung
von Menschen als Umsetzung einer „Maximalfantasie“ gehen
kann.
apl. Prof. Dr.
Dietmar Heubrock,
Sprecher des
Instituts für Rechtsphilosophie
der
Universität Bremen
1. Chronologie und Charakteristik
einer Pferdeschänder-Serie im norddeutschen
Raum
„Die Nacht wird uns immer im Bewusstsein
bleiben.“
(Dieter Schulz, Vorsitzender des Reitvereins
„Hubertus“, 1999, Raben-Steinfeld)
(Udo Rauhaus, Island-Pferdeverein „Fakur
Wolfsburg“, 2003, Heiligendorf)
„Er wird es wieder tun. Und es könnte
sein, dass er seine Vorgehensweise ändert
und beim nächsten Mal einen Menschen
als Opfer auswählt – womöglich ein
Kind.“
(Detlev Ehrike, Beamter des LKA Hamburg,
2003, nach der Tat in Velpke)
Die o.g. Zitate kennzeichnen eindrucksvoll
den Schrecken, den eine Serie von
Pferdetötungen seit 1993 (bis vorerst
2003) unter Züchtern, Reitern, Pferdefreunden
und Reitvereinen im norddeutschen
Raum verbreitet hat. Sie charakterisieren
aber auch eine gewisse Ratlosigkeit
bezüglich der Motive, die den über zehn
Jahre hinweg aktiven „Pferderipper“ (wie
er in den Medien genannt wird) bzw.
„Lanzenstecher“ (Bezeichnung in Polizeikreisen)
zu seinen inzwischen etwa 50
Einzeltaten angetrieben haben. Die Serie
der Tötung und Verletzung von Pferden,
die einem Täter – dem so genannten
„Pferderipper“ zugeordnet werden konnte,
begann nach heutigem Erkenntnisstand
mit der Tötung eines Pferdes im Mai
1993 auf einer Weide bei Wahrenholz in
Niedersachsen (siehe Tabelle 1).
Nachfolgend kam es weiterhin in Niedersachsen,
aber auch in Sachsen-Anhalt
und Mecklenburg-Vorpommern zu vergleichbaren
Taten, bei denen bis 1994 an
13 Tatorten insgesamt 25 Pferde mit einer
lanzenartigen Stichwaffe getötet wurden.
Vermutlich derselbe Täter
setzte auch Schusswaffen ein
Diese Taten wurden überwiegend auf
Weiden, vereinzelt auch in Reitställen begangen.
Dass die Bezeichnung „Pferderipper“
zwar einprägsam, aber nicht zutreffend
ist, zeigte sich in den Jahren 1995
bis 2000, bei denen nun – vermutlich von
demselben Täter – auch verschiedene
Schusswaffen eingesetzt wurden. Vom
September 1995 bis zum Februar 1999
Dorothee
Parildayan-Metz,
Institut für Rechtspsychologie
der
Universität Bremen
„Wir sind alle verunsichert. Keiner wagt
im Moment, seine Pferde auf die Weide zu
schicken.“
(Vinzenz Müller, Vorsitzender des Reitund
Fahrvereins Wolfsburg, 2003, Velpke)
„Gegen solche Gewalt sind wir einfach
machtlos.“
Kriminalistik 1/2007 Kriminalpsychologie 13
Tatzeit PLZ Ort Bundesland Tatort
09.05.1993 29399 Wahrenholz Niedersachsen Weide
23.05.1993 29465 Winterweyhe/
Schnega
Niedersachsen Weide
05.06.1993 38486 Steimke Sachsen-Anhalt Weide
06.06.1993 29553 Bienenbüttel Niedersachsen Stall
09.07.1993 17248 Vietzen Mecklenburg-
Vorpommern
Weide
22.08.1993 29485 Trabuhn Niedersachsen Weide
02.10.1993 27389 Helvesiek Niedersachsen Weide
04.03.1994 38489 Rohrberg/
Klötze
Sachsen-Anhalt Weide
01.04.1994 29399 Wahrenholz Niedersachsen Reithalle
12.06.1994 29364 Nienhof/
Langlingen
Niedersachsen Weide
31.07.1994 29484 Brandleben/
Langendorf
Niedersachsen Weide
20.08.1994 39624 Wernstedt Sachsen-Anhalt Weide
08.10.1994 27232 Sulingen Niedersachsen Weide
16.10.1994 29389 Reinstorf Niedersachsen Stall
23.08.1995 17235 Neustrelitz Mecklenburg-
Vorpommern
Weide
10.09.1995 38530 Ettenbüttel Niedersachsen Weide
05.11.1995 29614 Soltau
Brümmerhof
Niedersachsen Reithalle
28.03.1996 29614 Soltau Brümmerhof
Niedersachsen Reithalle
26.05.1996 29367 Steinhorst Niedersachsen Weide
30.06.1996 39307 Genthin/
Fienerode
Sachsen-Anhalt Weide
20.10.1996 39524 Wust/
Rohrberg
Sachsen-Anhalt Weide
23.11.1996 29633 Munster/OT
Kreutzen
Niedersachsen Reithalle
26.02.1997 27389 Lauenbrück Niedersachsen Weide
02.03.1997 49626 Berge bei
Quakenbrück
Niedersachsen Reithalle
06.04.1997 19372 Brunow Mecklenburg-Vorpommern
Reithalle
11.04.1997 29646 Bispingen Niedersachsen Weide
08.06.1997 29485 Lemgow/
Schweskau
Niedersachsen Weide
03.08.1997 19372 Brunow Mecklenburg-
Vorpommern
Weide
12.10.1997 29389 Reinstorf Niedersachsen Stall
09.11.1997 29399 Wahrenholz Niedersachsen Weide
13.09.1998 15320 Wulkow Brandenburg Weide
29.10.1998 19294 Gorlosen Mecklenburg-
Vorpommern
Weide
20.02.1999 49757 Werlte Niedersachsen Reithalle
28.03.1999 30928 Fuhrberg Niedersachsen Weide
22.05.1999 30938 Thönse Niedersachsen Weide
30.05.1999 38518 Gifhorn Niedersachsen Weide
20.06.1999 31228 Peine Niedersachsen Weide
18.07.1999 31228 Peine Niedersachsen Weide
23.08.1999 31303 Schillerslage Niedersachsen Weide
04.09.1999 30938 Thönse Niedersachsen Weide
27.09.1999 16945 Frehne/Pritzwalk
Brandenburg Weide
07.11.1999 19065 Raben-
Steinfeld
Mecklenburg-
Vorpommern
Reithalle
09.07.2000 29482 Küsten Niedersachsen Weide
09.07.2000 27386 Süderwalsede
Niedersachsen Weide
03.09.2000 38154 Lauingen Niedersachsen Weide
09.09.2001 14728 Kietz Brandenburg Weide
09.08.2002 01454 Lomnitz Sachsen Weide
03.08.2003 38458 Velpke Niedersachsen Weide
12.10.2003 31228 Peine/OT
Vöhrum
Niedersachsen Weide
Tatzeit PLZ Ort Bundesland Tatort
wurden zunächst Pferde durch Kopfschüsse
mit einer Waffe im Kaliber 7.65
mm getötet. Diese Tötungen fanden
überwiegend in Reithallen und Pferdehöfen
statt. Daran schloss sich von Frühjahr
bis Herbst 1999, nun allerdings – vermutlich
witterungsbedingt – auf Weiden, eine
Serie von Pferdetötungen mit einem neuen
Tatmittel, der Verwendung einer Kleinkaliber
(KK)-Schusswaffe im Kaliber 5.6
mm bzw. .22 lfb, an. Zusammenhänge
zwischen diesen Taten ergaben sich aus
der konkreten Vorgehensweise des Täters
bei der Tatausführung, dem Modus Operandi:
In allen Fällen, bei denen die Waffe
im Kaliber 7.65 mm, vermutlich ein Revolver
vom Typ .32 Browning oder eine Pistole
im Kal. .32 AUTO, und die KK-Waffe zur
Anwendung kam, wurden die Pferde
durch aufgesetzte Kopfschüsse im Ohrbereich
getötet. Während dieser beiden zusammenhängenden
Serien wurden allerdings
auch weitere Schusswaffen, wahrscheinlich
als so genannte „Versuchstaten“
zum Ausprobieren neuer Tatmittel,
eingesetzt. Nachweislich wurden dabei
Kurz- (Kal. 9 mm Para, Kal. .38 und Kal.
7.62 Tokarew) und Langwaffen (Kal.
8x57) verwendet. Der vorerst letzte
Schusswaffengebrauch wurde im September
2000 nachgewiesen, bei dem in
Lauingen in der Nähe von Königslutter am
Elm sechs Pferde mit einer russischen Militärpistole
vom Typ Tokarew (Kal. 7.62) erschossen
wurden (siehe Abb. 1). Das Jahr
1999 war durch eine Häufung von Pferdetötungen
im Raum Hannover/Peine/Gifhorn
– also wiederum im Zentrum des
„Pferdelandes“ Niedersachsen, das bezeichnenderweise
ein Pferd im Landes-
Abb. 1: Russische Militärpistole vom Typ
„Tokarew“ (Kal. 7.62 mm). Quelle: LKA Niedersachsen.
Tab. 1: Übersicht der dem „Pferderipper“ zugeordneten Tatort-Daten
14 Kriminalpsychologie Kriminalistik 1/2007
Merkmale der Lanze vom
Juli 1993
Merkmale der Lanze vom
August 2002
Tatort Vietzen/Mecklenburg-
Vorpommern
Lomnitz/Sachsen
Gesamtlänge 168,8 cm 170,4 cm
Anzahl der Einzelstangen 4 4
Länge der Einzelstangen 39 – 41 cm 39 – 45,5 cm
Besonderheiten  Spatenartiger Handgriff
 Lanzenspitze aus Metallsägeblatt
 Spatenartiger Handgriff
 Lanzenspitze aus Metallsägeblatt
Material V2A-Rundstahl V2A-Rundstahl
Sägeblatt, Firma „Losswinkel“, Metallsägen und
Messer
Werkzeugfabrik Königsee der
früheren DDR („WERKÖ“)
Standort der Firma 42853 Remscheid 07426 Königsee
Verbreitung Seit über 20 Jahren bundesweit Vor der Wende einziger Hersteller
von Maschinensägeblättern in der
früheren DDR
wappen führt (siehe Abb. 2) – gekennzeichnet,
bei denen sowohl Schusswaffen
als auch die für den „Pferderipper“ typischen
lanzenartigen Stich- und Schnittwerkzeuge
eingesetzt wurden.
Ein Zusammenhang mit der ersten Tatserie,
bei der in den Jahren 1993/94 erstmalig
und ausschließlich lanzenartige
Stichwerkzeuge verwendet wurden, und
späteren Taten konnte endgültig hergestellt
werden, nachdem im August
2002 wiederum eine derartige Lanze an
einem Tatort, diesmal in Lomnitz/Sachsen,
zurück gelassen wurde. Diese erwies sich
als baugleich mit einer früheren Lanze, die
der Täter im Juli 1993 in Mecklenburg-
Vorpommern verloren hatte. Beide Tatwerkzeuge
waren vom Täter selbst geferweitere
Tierquälereien und auch Pferdetötungen
mittels Stichwaffen verübt wurden,
die zum Teil auf Nachahmungstäter
zurückzuführen waren. So konnten allein
für den Zeitraum Juni bis August 1993 in
Norddeutschland weitere Gewalttaten
gegen Pferde aufgeklärt und verschiedenen
Einzeltätern zugeordnet werden
(Suederbrarup: ein Pony getötet, Versmold:
ein Haflinger durch Bauchstich getötet,
Tierpark Dessau: einem Pony der
Bauch aufgeschlitzt, Zirkus Dessau: ein
Zirkuspferd erstochen; vgl. Green, 2000).
Die zwischenzeitlich von einer Ermittlungsgruppe
„Pferd“ des Landeskriminalamtes
Niedersachsen zentral geleiteten
Ermittlungen zum „Pferderipper“ wurden
auch dadurch erschwert, dass einige Pferdetötungen,
die dem ersten Anschein
nach in die Serie dieses Täters gepasst hätten,
sich nachträglich als unfallbedingt
(Bissverletzungen durch andere Pferde,
Verletzungen durch Weidepfähle) herausstellten.
In manchen Fällen wurde die Ursache
für das Verenden von Pferden letztlich
nicht geklärt, da eine exakte Tatortaufnahme
durch die örtliche Polizeidienststelle
unterblieb und/oder eine Obduktion
des Pferdes nicht durchgeführt wurde.
Überhaupt wurde nur in wenigen Fällen
eine Obduktion vorgenommen, obwohl –
wie es ein Ermittler formulierte – jede Pferdetötung
im fraglichen Zeitraum kriminalistisch
und kriminaltechnisch wie ein Tötungsdelikt
am Menschen hätte behandelt
werden müssen2. Diese Unsicherheiten
haben dazu geführt, dass alle tabellarischen
Auflistungen von Pferdetötungen,
die dem norddeutschen „Pferderipper“
zugeordnet werden, unvollständig sein
und voneinander abweichen können.
Abb. 2: Logo der
niedersächsischen
Polizei mit Landeswappen.
Abb. 3: Selbstgefertigte Lanzen und Lanzenbestandteile
des „Pferderippers“ (Quelle:
LKA Niedersachsen).
tigt worden und bestanden aus jeweils
vier Einzelstangen, die durch selbst gedrehte
Innen- und Außengewinde miteinander
verbunden werden können. Beide
Lanzen waren aus V2A-Rundstahl hergestellt
worden, an deren Spitze jeweils
Aufwändig und sorgfältig
gefertigte Lanzen
im Handel erhältliche, zurechtgeschnittene
und nachträglich angeschliffene Maschinensägeblätter
befestigt worden waren
(siehe Abb. 3).
Um die Handhabbarkeit dieser Tatmittel
weiter zu verbessern, waren beide Lanzen
mit einem quer zur Hauptstange angebrachten
Handgriff versehen, der es dem
Täter erlaubte, den tödlichen Stich mit
großer Wucht zu führen (in einem Fall
wurde eine Eindringtiefe von 50 cm gemessen)
und bei Notwendigkeit eines
weiteren Zustechens die Lanze aus dem
Pferdekörper herausziehen und erneut
einsetzen zu können (siehe Tab. 2).
Zusammengefasst sprachen die Ermittlungsergebnisse
dafür, dass die meisten
der seit 1993 – wenngleich mit unterschiedlichen
Tatmitteln – begangenen Tötungen
und Verletzungen von Pferden im
gesamten norddeutschen Raum einem
Einzeltäter, dem so genannten „Pferderipper“
zuzuordnen sind (siehe Abb. 4).
Gerade die phasenweise, aber auch sich
überschneidend angewandten unterschiedlichen
Tatmittel, die den bekannten
Vorstellungen über den Modus Operandi
eines Serientäters zu widersprechen
scheinen, hatte die Zuordnung der vielen
Einzeltaten deutlich erschwert. Hinzu
kam, dass im fraglichen Zeitraum mehrere
Tab. 2: Merkmale der beiden sichergestellten Lanzen
Kriminalistik 1/2007 Kriminalpsychologie 15
2. Zum Modus Operandi des
„Pferderippers“
Unter Modus Operandi (MO) werden alle
Handlungen verstanden, die der eigentlichen
Tatausführung vorausgehen (Planung,
Auskundschaften, Annäherung),
ihr dienen (Kontrollieren des Opfers, Manipulationen
und ggf. Verletzung oder Tötung)
und dieser nachfolgen (Verdeckungstaten,
Flucht; z.B. Douglas,
1986; Turvey, 2002)
Die Mythenbildung, die sich um die Interpretation
des Modus Operandi und die
Unterscheidung zwischen Modus Operandi
und Signatur bzw. Handschrift eines
(Serien-) Täters rankt, hat allerdings vielfach
zu voreiligen und manchmal auch zu
Fehlschlüssen geführt (vgl. hierzu Reichertz,
2002). Auch im Fall des „Pferderippers“
kann die These von der (doppelten)
Perseveranz, das heisst, dass der Täter
den Delikttyp und den Modus Operandi
beibehält, nicht uneingeschränkt gelten,
wie der Wechsel und die Überschneidung
der einzelnen Tatmittel gezeigt hat. Hinzu
kommt, dass sich die bisherigen Erkenntnisse
über die ermittlungstaktische Bedeutung
von Modus Operandi und Handschrift
im wesentlichen auf Serientötungen
an Menschen und auf serielle Sexualdelikte,
in geringerem Umfang auch auf
Brandstiftung und Raubdelikte beziehen
(Bennell & Canter, 2001; Canter & Fritzon,
1998; Klaming, Heubrock & Petermann,
2006; Snook, 2004). Vergleichbare kriminalpsychologische
Erkenntnisse über Tierquälereien
im allgemeinen und über Pferdetötungen
im besonderen liegen bisher
nur vereinzelt vor und bewegen sich oft
im Bereich der Spekulation.
Auch im Vergleich zu anderen Tätern –
und Täterinnen, die mehrere Pferdetötungen
begangen haben, zeigen sich in Bezug
auf den MO bei dem norddeutschen
„Pferderipper“ einige Unterschiede und
Besonderheiten. Von besonderem Interesse
ist hierbei das jeweils verwendete Tatmittel.
Hier fällt bei dem „Pferderipper“
die besondere Sorgfalt auf, mit
der die charakteristischen Lanzen hergestellt
und zur Optimierung ihrer Zweckmäßigkeit
auch mit einem Handgriff versehen
wurden. Zwar hatten auch andere
Mehrfachtäter bei Pferdetötungen lanzenartige
Gegenstände, beispielsweise einen
präparierten Besenstil mit aufgesetztem
Messer (vgl. Berg, 1998, S. 397), verwendet,
diese erreichten aber nicht annähernd
die handwerkliche Perfektion, mit
der der „Pferderipper“ seine Tatwerkzeuge
hergestellt hatte. Im Unterschied zu
anderen, häufig für Pferdetötungen eingesetzten
Tatmitteln (vor allem Schlachter-
und Jagdmesser mit feststehender
Klinge) handelt es sich bei einer Lanze von
ca. 1,70 m Länge nicht um eine „handon“-
Waffe, die zwangsläufig zu einem direkten
Kontakt zwischen Opfer und Täter
(wie auch beim Würgen und Drosseln)
führt. Andererseits handelt es sich bei der
Kompromiss zwischen „hand
on-“ und „hand-off-“ Waffen
Lanze auch nicht um eine klassische Distanz-
bzw. „hand-off“-Waffe (wie etwa
Schusswaffen), welche das Töten aus sicherer
Entfernung ermöglicht. Auch die
von dem Pferderipper als weitere Tatmittel
eingesetzten unterschiedlichen Schusswaffen
wurden – zumindest in den Fällen,
bei denen der Täter Pferde mit einer Kurzwaffe
im Kal. 7.65 mm und mit der Kleinkaliberwaffe
durch aufgesetzte Kopfschüsse
im Ohrbereich getötet hatte –
nicht als klassische Distanzwaffe eingesetzt.
Die Tatmittel Lanzen und Schusswaffen
haben hier bei aller augenscheinlichen
Unterschiedlichkeit gemeinsam, gewissermaßen
als „Kompromiss“ zwischen
„hand-on“- und „hand-off“-Waffen angewandt
worden zu sein.
Besonderheiten ergeben sich auch bei
der konkreten Tatdurchführung, die im
Laufe der Zeit offenbar Veränderungen
unterworfen war und ein charakteristisches
Merkmal des MO aufweisen: Der
(Serien-) Täter lernt aus vorausgegangenen
Taten und perfektioniert den MO im
weiteren Verlauf. Dies ist bei dem norddeutschen
„Pferderipper“ daran zu erkennen,
dass die ersten Tötungen mittels
Lanzen noch durch eine Vielzahl an Stichen
zustandekamen [die getöteten Pferde
sahen bei den ersten Taten aus, „als
seien sie in Maschinengewehrsalven gelaufen“,
Berg, 1998, S. 396], während bei
den nachfolgenden Taten ein bis zwei gezielte
Stiche in die so genannte „Drosselrinne“
am Halsansatz zu vergleichsweise
schnell tötenden Verletzungen durch Verbluten
führten3. Auch die größere Anzahl
verschiedener Schusswaffen mit unterschiedlichen
Kalibern, die über einen längeren
Zeitraum von etwa vier Jahren zur
Anwendung kam, deutet auf ein Ausprobieren
dieser Tatmittel hin. Zumindest in
den Fällen, in denen Pferde in Stallgebäuden
getötet wurden, hat der „Pferderipper“
diese häufig mit vorgefundenen
Haltestricken fixiert. Dabei scheint es sich
nicht nur um ein Hilfsmittel zum Herausführen
der Tiere aus der Box gehandelt zu
haben. So wurden bei einzelnen Taten unnötig
komplexe Binde- und Knotenkonstellationen
vorgefunden, die über einen
zweckmäßigen MO hinausgehen und
möglicherweise Merkmale einer Signatur
erfüllen könnten. Merkmale, die sich im
Grenzbereich von MO und Signatur bewegen,
konnten auch an denjenigen Tatorten
gefunden werden, an denen mehrere
Pferde getötet wurden. Hier deutete
die Spurenlage mehrfach darauf hin, dass
Pferde zunächst aus ihren ursprünglichen
Boxen herausgeführt und in die Nähe des
eigentlichen Tötungsortes geführt und
dort fixiert worden waren, wo sie dann die
Tötung ihrer Artgenossen „miterleben“
mussten, bis sie selber erstochen wurden.
Das Herausführen mehrerer Pferde aus ihren
jeweiligen Einzelboxen und das Ver-
Abb. 4: Auswahl der dem „Pferderipper“ zugeordneten Tatorte (Quelle: LKA Niedersachsen).
16 Kriminalpsychologie Kriminalistik 1/2007
Uhrzeit (Mitteleuropäische Sommerzeit)
Datum Mondphase
21:00 22:00 23:00 00:00 01:00 02:00 03:00
02./03.04.2006 1,5 1,2 0,9 0,6 0,2 – –
03./04.04.2006 2,5 2,2 1,8 1,3 0,8 0,4 –
04./05.04.2006 3,6 3,3 2,8 2,2 16 1 0,4
05./06.04.2006 4,7 4,4 3,9 3,3 2,6 1,8 1
06./07.04.2006 5,6 5,4 4,9 4,3 3,6 2,7 1,7
07./08.04.2006 6,1 6,1 5,8 5,3 4,5 3,5 2,4
08./09.04.2006 6,3 6,5 6,4 5,9 5,2 4,2 3,1
09./10.04.2006 6,1 6,5 6,6 6,3 5,7 4,8 3,6
10./11.04.2006 5,4 6 6,4 6,3 5,9 5,1 4
11./12.04.2006 4,2 5,1 5,7 5,9 5,7 5,1 4,2
12./13.04.2006 2,7 3,8 4,7 5,1 5,2 4,9 4,1
13./14.04.2006 1 2,3 3,3 4 4,3 4,3 3,8
14./15.04.2006 – 0,6 1,7 2,6 3,2 3,4 3,3
15./16.04.2006 – – 0,2 1,2 2 2,5 2,6
16./17.04.2006 – – – – 0,7 1,4 1,8
Erläuterungen: Angegeben sind die Lichtwerte; höhere Werte kennzeichnen eine höhere Helligkeit.
Helles Mondlicht ist bei Helligkeitswerten ab 5,0 gegeben, diese Werte sind farblich hervorgehoben.
= zunehmender Mond = Vollmond.
Wochentag Bundesland Tatort Wochentag Bundesland Tatort
Sa/So
Sa/So
Sa/So
Mittwoch
Fr/Sa
Fr/Sa
Sa/So
Sa/So
Karfreitag
Do/Fr
Fr/Sa
Sa/So
Do/Fr
Fr/Sa
NI
NI
SA
NI
MV
NI
NI
SA
NI
NI
NI
Sa
NI
MV
Weide
Weide
Weide
Stall
Weide
Weide
Weide
Weide
Reithalle
Weide
Weide
Weide
Weide
Weide
Sa/So
Sa/So
Mi/Do
Sa/So
Sa/So
Sa/So
Sa
Di/Mi
Sa/So
Sa/So
Do/Fr
Sonntag
Sa/So
Sa/So
NI
NI
NI
NI
SA
SA
NI
NI
NI
MV
NI
NI
MV
NI
Weide
Reithalle
Reithalle
Weide
Weide
Weide
Reithalle
Weide
Reithalle
Reithalle
Weide
Weide
Weide
Stall
bringen der Tiere in die so genannte „Futtergasse“
oder in einen anderen Teil des
Stalls sowie die nachfolgenden einzelnen
Tötungshandlungen stellen aus praktischer
Sicht – im Vergleich zum sukzessiven
Töten der Pferde in ihren Boxen – eine
Komplikation dar, die eher der Handschrift
als dem MO zuzuordnen sind.
Neben den Opfermerkmalen, die später
separat analysiert werden, spielt bei der
fallanalytischen Betrachtung von Serienverbrechen
auch die genaue Betrachtung
der räumlich-zeitlichen Verteilung der Tatorte
eine große Rolle. Auch hier ergeben
sich beim „Pferderipper“ – nicht zuletzt
aufgrund der hohen Anzahl an Tatorten –
kriminalpsychologisch interessante Gesichtspunkte.
Die Betrachtung der Tatzeiten der ersten
Tatorte (siehe Tab. 3) zeigt, dass der
Täter überwiegend an Wochenenden sowie
an Feiertagen aktiv war, was mit einer
Berufstätigkeit des Täters in Verbindung
gebracht werden könnte. Auch lässt eine
lang andauernde Aktivität an vielen aufeinander
folgenden Wochenenden (siehe
erneut Tab. 1) den Schluss zu, dass nächtliche
Abwesenheiten entweder in einem
vorhandenen psychosozialen Nahraum
nicht auffallen oder der Täter psychosozial
weitgehend isoliert lebt.
Der zeitliche Aktivitätsschwerpunkt in
den Sommermonaten (siehe auch hierzu
erneut Tab. 1) wurde mit der Weidesaison
der Pferde erklärt, die eine gefahrlosere
Annäherung unter Umgehung bewohnter
Siedlungen und Behausungen ermöglicht
(vgl. Berg, 1998). Tatsächlich wurde
der „Pferderipper“ bei der Tatausführung
im November 1999 in einer Reithalle
bei Raben-Steinfeld/Mecklenburg-Vorpommern
gestört und beinahe gefasst;
in der Folgezeit suchte der Täter folgerichtig
Weiden auf.
Zu vielerlei Spekulationen hat in der Öffentlichkeit
eine Bevorzugung von Tatzeiten
im Bereich der Vollmondphase geführt,
vereinzelt wurde in den Medien
hierzu auch die „Werwolf“-Metapher bemüht.
Tatsächlich wurden aber vom „Pferderipper“
nicht durchgehend die Nächte
des kalendarischen Vollmondes genutzt,
sondern häufig Zeiträume von einer Woche
vor oder nach dem kalendarischen
Vollmond. Dieses zeitliche Muster lässt
sich sehr gut mit höheren Helligkeitswerten
des Mondlichtes in dieser Zeit erklären,
die eine örtliche Orientierung bei der
Tatausführung erleichtern. Die Helligkeit
des Mondlichtes hängt nicht nur von der
Mondphase, sondern in erster Linie von
der Höhe der erreichten Mondbahn ab,
die sich wiederum im Jahresverlauf deutlich
ändert. Diese Tatsache wird beispielsweise
von Jägern systematisch genutzt
und hat dazu geführt, dass die monatlichen
Helligkeitswerte des Mondlichtes für
Nachtjäger, die beispielsweise Schwarzwild
und Raubwild (z.B. Fuchs, Dachs,
Marderhund oder Waschbär) gezielt bejagen
wollen, in einer der führenden Jagdzeitschriften
regelmäßig veröffentlicht
werden (siehe Tab. 4).
Am Beispiel des Monats April des Jahres
2006 wird deutlich, dass die Phase des zunehmenden
Mondes in diesem Monat die
höchsten Helligkeitswerte bietet, da die
Mondbahn in dieser Zeit bereits für den
(zunehmenden) Halbmond eine gute
Nachtsicht gewährleistet. In der kalendarischen
Vollmondphase sinkt die Mondbahn
bereits wieder, so dass die dann zunehmend
niedrigere Bahnhöhe des Mon-
Tab. 3: Tabellarische Übersicht über die ersten Tatorte (chronologische Ordnung).
Tab. 4: Modifizierter Auszug aus dem „Tischoffschen Mondhelligkeitskalender für Jäger“ für
den Monat April 2006 für den Bezugsort 51° nörliche Breite, 11° östliche Länge
(Quelle: „Wild und Hund“, 6/2006, S. 118).
Kriminalistik 1/2007 Kriminalpsychologie 17
Tatzeit Ort Bundesland Tatort
09.05.1993 Wahrenholz Niedersachsen Weide
01.04.1994 Wahrenholz Niedersachsen Reithalle
16.10.1994 Reinstorf Niedersachsen Stall
05.11.1995 Soltau Brümmerhof Niedersachsen Reithalle
28.03.1996 Soltau Brümmerhof Niedersachsen Reithalle
06.04.1997 Brunow Mecklenburg-
Vorpommern
Reithalle
03.08.1997 Brunow Mecklenburg-
Vorpommern
Weide
12.10.1997 Reinstorf Niedersachsen Stall
09.11.1997 Wahrenholz Niedersachsen Weide
20.06.1999 Peine Niedersachsen Weide
18.07.1999 Peine Niedersachsen Weide
12.10.2003 Peine/OT Vöhrum Niedersachsen Weide
des die Helligkeit des Vollmondes sogar
aufhebt und bereits kurz nach dem Vollmond
nur noch sehr geringe Lichtwerte
erreicht werden.
Das zeitliche Verteilungsmuster der Einzeltaten,
das heißt eine Bevorzugung der
Sommermonate, des Wochenendes und
der hellen Mondnächte, sind dem MO zuzuordnen,
da sie eine zweckmäßige Tatbegehung
begünstigen. Wird das zeitliche
Verteilungsmuster der Einzeltaten mit
der räumlichen Verteilung der Tatorte
kombiniert, könnten sich durchaus Zusammenhänge
zwischen der Länge der
zurückgelegten Anfahrtswege und der
Dauer mondheller Phasen zu den einzelnen
Tatzeitpunkten ergeben.
Analyse der
räumlichen Verteilungsmuster
von Tatorten
Bei der Analyse räumlicher Verteilungsmuster
von Tatorten, dem so genannten
„geographical profiling“ (Canter, 2003;
Paulsen, 2006), muss allerdings die mögliche
Grundgesamtheit vergleichbarer Taten,
im Fall des „Pferderipprs“ die Häufigkeit
und örtliche Verteilung von Tierquälereien
insgesamt, berücksichtigt werden.
Das Bundesland Niedersachsen ist mit einer
Gesamtzahl von 160 gemeldeten Fällen
mit 126 getöteten oder verletzten
Pferden allein im Zeitraum von 1993 bis zu
Beginn 1997 generell der eindeutige Aktionsschwerpunkt
von Tierquälereien gegen
Pferde, wobei die Landkreise bzw.
kreisfreien Städte Rotenburg/Wümme (N
= , Soltau (N = 5), Osnabrück (N = 5), Hildesheim
(N = 4) und Winsen/Luhe (N = 4)
die häufigsten Fälle zu verzeichnen haben
(angegeben sind Tatorte, nicht die Anzahl
der Opfer; Berg, 1998). Von diesen Taten
konnten aufgrund des MO 13 Einzeltaten,
die sich auf die niedersächsischen Landkreise
Celle, Uelzen, Gifhorn und Lüchow-
Dannenberg konzentrieren, eindeutig
dem „Pferderipper“ zugeordnet werden.
Das „Land der Pferde“ Niedersachsen erweist
sich somit nicht nur in Bezug auf
den „Pferderipper“ als bevorzugter Aktionsraum
von Pferdeschändern – in der
Zeit von 1993 bis 1995 wurden in Niedersachsen
(N = 54) und Hessen (N = 46)
mehr Pferde verletzt oder getötet als in allen
übrigen Bundesländern zusammen
(Berg, 1998). Zweifellos stellt Niedersachsen
aber auch den räumlichen Schwerpunkt
des „Pferderippers“ dar, dem – gemessen
an der Häufigkeit der Tatorte –
das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern
folgt; Tatorte in Sachsen-Anhalt,
Sachsen und Brandenburg, die nach heutigem
Kenntnisstand mit großer Wahrscheinlichkeit
demselben Täter zuzuordnen
sind, bilden dagegen eine Ausnahme.
Diese Konzentration der Tatorte hatte
letztlich auch dazu geführt, dass die dem
„Pferderipper“ zugerechneten Taten zentral,
zunächst durch eine Sonderkommission
(SoKo) „Lanze“ bei der Polizeiinspektion
Uelzen, später länderübergreifend
durch die EG „Pferd“ beim LKA Niedersachsen
in Hannover, bearbeitet wurden.
Als weitere räumlich-zeitliche Besonderheit
fällt auf, dass einige Tatorte vom
„Pferderipper“ in unterschiedlichen Zeitabständen
wiederholt aufgesucht wurden
(siehe Tab. 5).
Mit Ausnahme des Ortes Brunow/
Mecklenburg-Vorpommern betrifft das
wiederholte Auftreten am gleichen Tatort
ausschließlich Weiden und Reithallen in
Niedersachsen. Neben eher praktischen
Gesichtspunkten (etwa bereits vorhandener
Ortskenntnis) und allgemeinen kriminalpsychologischen
Aspekten (etwa die
besondere persönliche Bedeutung des jeweiligen
Tatortes) könnte aber auch der
Aspekt des „Vollendungsmotivs“ eine
Rolle spielen. Hierfür spricht, dass bei der
ersten Tat in Reinstorf im Oktober 1994
ein Pferd durch Stiche an Brust und Beinen
lediglich verletzt wurde, während bei der
nachfolgenden Tat, fast auf den Tag genau
drei Jahre später, zwei Pferde (ein
Wallach und eine Stute) durch gezielte Stiche
im Halsbereich getötet wurden.
Die geografische Analyse der Tatorte offenbart
aber auch eine sehr hohe Mobilität
(und zeitliche Flexibilität) des „Pferderippers“.
Als größte Entfernung zwischen
einzelnen Tatorten wurde eine Strecke
von 400 km gemessen. Außerdem suchte
der Täter in einer Nacht auch mehrere nebeneinander
liegende, ca. 1 bis 2 km voneinander
entfernte Weiden auf. In einem
Fall lagen 170 km zwischen den einzelnen
Tatorten. Die Auswahl der Tatorte wurde
offenbar durch ihre geografische Lage
und ihre Verkehrsanbindung beeinflusst.
In der Regel handelte es sich um abgelegene,
von Waldungen umgebene Weiden
oder Stallungen, die jedoch durch
Kreis-, Land- oder Bundesstraßen gut zu
erreichen waren. Meist befinden sich auch
Bundesautobahnen in unmittelbarer Nähe
(siehe Abb. 5).
3. Die forensische Bedeutung von
Tierquälerei und Tiertötungen
Die Analyse der mutmaßlichen Motive des
norddeutschen „Pferderippers“ wird
durch mehrere Unsicherheiten erschwert.
Hierzu zählt zunächst die Frage, ob die Taten
des „Pferderippers“ als „Tierquälerei“
zu werten und daher mit anderen Fällen
dieser Deliktkategorie zu vergleichen sind
oder ob es sich bei der ausschließlichen
Opferkonzentration auf Pferde um eine
Deliktvariante handelt, die eine größere
Nähe zu Kapitalverbrechen zum Nachteil
von Menschen aufweist und somit vollkommen
anders einzuschätzen ist.
Tatsächlich fällt auf, dass der „Pferderipper“
– im Unterschied zu anderen, im
gleichen Zeitraum aktiven, jedoch gefassten
Tätern – sein Zielobjekt, Pferde jeden
Alters (auch Fohlen), unterschiedlicher
Rassen (vom Pony bis zur wertvollen Hannoveraner
Zuchtstute) und beider Geschlechter
(Hengste, Wallache und Stuten),
über den gesamten Zeitraum beibe-
Tab. 5:
Übersicht
über Tatorte
mit wiederholtem
Täterbesuch.
18 Kriminalpsychologie Kriminalistik 1/2007
Fall Geschl. Alter Opfer Lebensumstände Mutmaßliche Motive
1 männl. 22 J. 2 Pferde und
zahlreiche andere
Tiere
Gutsituiertes Elternhaus,
galt als tierlieb
und kontaktfreudig,
berufstätig
unfähig, Konflikte auszutragen,
Persönlichkeitsstörung,
überfürsorgliche Erziehung,
vermutlicher sexueller Missbrauch
im Alter von 16 J.
2 weibl. 13 J. Pferde (u.a. 1
Pony), Hunde
und Schafe
? Gestörtes Verhältnis zu
Tieren, schwer gestört,
Suche nach Aufmerksamkeit,
sexueller Missbrauch vermutet
3 männl. 14 J. 5 Ponys ? Bedürfnis nach Aufmerksamkeit,
frühkindliche neurotische
Entwicklungsstörung; aggressiv
und gefühlsarm
4 weibl. 20 J. 3 Pferde Arzthelferin ?
5 männl. 41 J. 12 Pferde arbeitslos, unauffällig
und kontaktscheu,
von Frau und Kindern
getrennt lebend
alkoholkrank
halten hat. Diese Besonderheit unterscheidet
diesen Täter von solchen, die neben
Pferden auch Tiere anderer Arten verletzt
oder getötet haben. Dies trifft beispielsweise
für den bereits erwähnten Täter
aus Dessau zu. Dieser 22jährige berufstätige
und aus geordneten Verhältnissen
stammende junge Mann hatte ebenfalls
zwei Pferde, aber auch zahlreiche Opfer
anderer Tierarten, in erster Linie in
demjenigen Tierpark in Dessau niedergestochen
und aufgeschlitzt, in dem er
ehrenamtlich als Tierpfleger gearbeitet
hatte (Berg, 1998; auch Eckhart, 2005,
pers. Mitt.). Auch eine 13-jährige Schülerin,
die in Schleswig-Holstein als Tierquälerin
überführt werden konnte, hatte außer
Pferden auch Hunde und Schafe verletzt.
Diese Täterin hatte unter anderem
ein Pony getötet, indem sie ihm mit einem
Messer den Bauch aufgeschlitzt hatte.
Des weiteren hatte sie versucht, Pferde
dadurch zu töten, indem sie ein Gatter geöffnet
hatte, um die Tiere auf eine Bahnlinie
zu treiben (Berg, 1998).
Dieser Gruppe von (weiblichen und
männlichen) Tierquälern steht eine Gruppe
von Täterinnen und Tätern gegenüber,
deren Opfer ausschließlich Pferde waren.
Hierzu gehören ein 14-jähriger Junge, der
in der Nähe von Köln fünf Ponys mit einer
selbstgefertigten Lanze schwer verletzt
hatte und eine 20-jährige Arzthelferin, die
1996 in Mühlheim/Ruhr an unterschiedlichen
Tatorten drei Pferde, unter denen
sich auch ihr eigenes befand, durch bis zu
30 cm tiefe Schnittverletzungen mit einem
Messer schwer verletzt hatte (Berg,
1998). Ebenso wurde – ebenfalls 1996 –
ein 41-jähriger Täter zu einer Freiheitsstrafe
mit anschließender Unterbringung in
einer psychiatrischen Klinik verurteilt,
dem insgesamt 12 Pferdetötungen nachgewiesen
werden konnten, wobei hier sexuelle
Manipulationen an den Tieren als
Besonderheit hinzukamen (Berg, 1998;
siehe auch Tab. 6).
Da es keinen Anhalt dafür gibt, dass der
norddeutsche „Pferderipper“ – zumindest
seit Beginn der Serie 1993 bis zu seiner
vorläufig letzten Tat im Oktober
2003– andere Tiere als Pferde angegriffen
hat, würde sich zunächst ein Vergleich
dieses Täters mit solchen anbieten, deren
Zielobjekte ebenfalls ausschließlich Pferde
gewesen sind. Ein derartiger Vergleich ist
allerdings nicht sehr aussagekräftig, da
die Lebensumstände der Täter entweder
nicht bekannt oder die vorhandenen Angaben
extrem vage sind (siehe die Fälle 3
bis 5 in Tab. 6), so dass ein Motiv oder eine
charakteristische Persönlichkeitsstruktur
nicht erkennbar wird. Es deutet sich
hier lediglich an, dass bei der Täterin und
dem Täter, die neben Pferden auch andere
Tiere getötet oder verletzt haben (siehe
die Fälle 1 und 2 in Tab. 6), ein früher sexueller
Missbrauch nachgewiesen oder vermutet
wurde, wofür sich bei den Tätern,
die ausschließlich Pferde gequält haben,
kein Anhalt dafür finden lässt.
Mangel an wissenschaftlichen
Erkenntnissen
Trotz eines tatsächlichen Mangels an wissenschaftlich
fundierten Erkenntnissen
über Tierquälereien und ihre Motive
scheint im öffentlichen Bewusstsein ein
recht homogenes Bild über „Pferderipper“
vorzuherrschen. Bei einer Online-
Abb. 5: Näherer Tatortbereich und Verkehrsanbindungen von zwei typischen Tatorten des „Pferderippers“ (Quelle: LKA Niedersachsen).
Tatort Peine/Ortsteil Vöhrum (12.10.2003) Tatort Velpke (03.08.2003)
Tab. 6: Übersicht über Tätermerkmale bei bekannten Mehrfach-Tier-/Pferdequälern.
Kriminalistik 1/2007 Kriminalpsychologie 19
Befragung zeigte sich, dass ein Drittel der
Befragten das Ausüben von Macht als vorherrschendes
Motiv und die Hälfte der Befragten
eine psychische Krankheit als primäre
Charaktereigenschaft des „Pferderippers“
annahmen (Stremmel, o.J.). Als
weitere Motive wurden Sadismus und sexuelle
Perversion vermutet. Die Charaktereigenschaften
des Täters wurden unter
anderem als „bestialisch“, „pervers“ und
„triebhaft“ beschrieben (Stremmel, o.J.).
Auch in der kriminalpsychologischen und
in der kinder- und jugendpsychiatrischen
Literatur finden sich für Tierquälerei unterschiedliche
Erklärungsversuche.
So hält Füllgrabe (1998) das Quälen von
Pferden für eine Sonderform des Vandalismus,
der dadurch gekennzeichnet sei,
dass außer der Freude am Zerstören kein
materieller Gewinn aus der Tat gezogen
werden kann, und dass die Objekte oder
Lebewesen dem Täter keinen nennenswerten
Widerstand entgegensetzen. In
diesem Zusammenhang warnt Füllgrabe
(1998) ausdrücklich vor voreiligen Deutungen
der psychogenen Motive des
„Pferderippings“, insbesondere vor einer
Interpretation dieser Taten als „sexuell
motiviert“. Stattdessen gehe es bei allen
Formen des Vandalismus, also auch der
gegen Tiere gerichteten Sonderform, darum,
einen unlustbetonten (negativen)
und durch ein geringes Aktivitätsniveau
gekennzeichneten Zustand – etwa Langeweile
– durch das Schaffen einer reizintensiven
Umgebung in einen lustbetonten
positiven Gefühlszustand zu wandeln.
Daraus folgt nach Füllgrabe (1998),
dass bei der Suche nach Motiven nicht nur
die Frage nach einem definierbaren Antrieb
zum (spezifischen) Handeln zu stellen
sei, sondern vermehrt zu untersuchen
sei, was dem betreffenden Täter fehlt.
Auch Berg (1998), die sich intensiv mit
den verschiedenen Serien und Einzeltaten
des „Pferderippings“ befasst hat, geht
von unterschiedlichen Motivlagen aus. Im
Rückgriff auf psychoanalytische Deutungsmuster
legt die Autorin dar, dass es
sich bei vielen Pferdetötungen um den
Versuch des Täters handele, die Angst vor
einer Dominanz durch die Mutter und die
dadurch empfundene Machtlosigkeit
durch die Tötungshandlung zu überwinden,
um hierdurch Macht und Kontrolle
zu erlangen und sogar symbiotische Vereinigungswünsche
zu realisieren. In diesem
Fall symbolisiere das Pferd die Mutter
bzw. in generalisierter Form jede Frau. In
einer umfassenden kulturhistorischen
Analyse geht auch Baum (1991) der Frage
nach, warum gerade das Pferd – anders
als etwa Kühe oder Schafe – besonders
geeignet ist, als Projektionsfläche für
menschliche Phantasien und Wünsche zu
dienen und eine besondere, emotional
geprägte Faszination für den Menschen
zu begründen. Neben anatomischen und
physiologischen Analogien (z.B. vergleichbare
Bewegungsmuster und eine
enge körperliche Verbundenheit beim
Reiten) bestünden – so Baum (1991) –
auch zahlreiche
Warum dient gerade das Pferd
als Projektionsfläche?
charakterliche Analogien (vor allem die
Fähigkeit zur gehorsamen Unterwerfung
sowie die große Anpassungsfähigkeit),
die eine Projektion menschlicher Wünsche,
Eigenschaften oder Phantasien auf
das Pferd erleichtern. Zumindest für die
Darstellung der „Ross-und-Reiter“-Einheit
in der bildenden Kunst gelte: „Das
Pferd spiegelt, steigert oder kontrastiert
die Eigenschaften des mit ihm dargestellten
Menschen, und daher lässt sich anhand
der Pferdedarstellung ablesen, welche
menschlichen Vorstellungen auf das
Tier projiziert werden“ (Baum, 1991, S.
99). Auch hier wird erkennbar, dass die
symbolische Bedeutung des Pferdes darin
bestehen soll, eine symbiotische Verbindung
zu ermöglichen, deren Ursache in einem
frühen Mangel- oder Verlusterlebnis
zu finden ist. Auch wenn sich Füllgrabe
(1998) ausdrücklich gegen eine vorschnelle
tiefenpsychologische Deutung
des Symbolwertes des Pferdes wendet,
treffen sich die psychoanalytischen Deutungen
von Berg (1998) und Baum (1991)
durchaus mit der Forderung Füllgrabes
(1998), bei der Suche nach den Motiven
des „Pferderippings“ vor allem die Frage
zu stellen, was dem Täter fehlt.
Die Frage nach der besonderen Bedeutung
von Aggression gegen Tiere spielt im
Kontext forensisch-psychiatrischer Fragestellungen
ebenfalls eine große Rolle.
Hier wird diskutiert, ob das Quälen von
Tieren als spezifische Aggressionsform ein
Prädiktor für spätere aggressive Handlungen
gegen Menschen bis hin zu deren Tötung
sein kann. Die bisher vorgelegten
Studien sprechen für einen solchen Zusammenhang,
zeichnen jedoch ein differenziertes
Bild. So zeigte eine kinder- und
jugendpsychiatrische Untersuchung, dass
eine durch eine frühkindliche Hirnschädigung
verursachte herabgesetzte Steuerungsfähigkeit
die Bereitschaft für aggressives
Handeln erhöht, die sich häufig zunächst
in aggressiven Handlungen gegen
Tiere äußert. Besonders gefährdet (bzw.
gefährlich) sind sozial deprivierte (vernachlässigte
oder Heim-) Kinder, die über
wenig Gelegenheiten verfügen, aggressive
Impulse in nahen zwischenmenschlichen
Beziehungen auszudrücken und
dabei zu lernen, sie angemessen zu modulieren
(Klosinski & Wochner, 1988). Diese
Kinder und Jugendlichen greifen häufig
auf Tierquälerei als „Ausweichaggression“
zurück.
Eine groß angelegte amerikanische Studie
konnte zudem zeigen, dass Kindesmisshandlung
als eine Form von Aggression
gegen (nahe stehende) Menschen im
Rahmen häuslicher Gewalt häufig mit
Tierquälerei (Hunde, Katzen und andere
Kleintiere des betroffenen Haushalts) einhergeht
und dass häusliche Gewalt oft im
Hintergrund steht, wenn Kinder Tiere
quälen (Ascione, Weber & Woods, 1998).
Zusammengefasst ergeben sich auch
aus forensisch-psychiatrischer Sicht deutliche
Hinweise dafür, dass Tierquälereien
Tierquälerei als „red flag“
für spätere
deviante Entwicklungen
als frühes Warnsignal, als so genannte
„red flag“, für eine spätere deviante Entwicklung
gelten müssen (vgl. Merz-Perez,
Heide & Silverman, 2001), die – wie kriminalpsychologische
Einzelfallanalysen gezeigt
haben (vgl. Harbort, 2006; Vitt-
Mugg, 2003) bis hin zur späteren Mehrfachtötung
von Menschen als Umsetzen
einer zuvor fantasierten „Maximalfantasie“
gehen kann. Das dabei realisierte
„Ausleben sadistischer Fantasien“ gilt als
die schwerste Form der pathologischen
Tierquälerei und ist deswegen auch für
den Menschen als das eigentliche Zielobjekt
gefährlich, weil das Quälen und Töten
von Tieren diesen Tätern dazu dient,
sich in Form von Probehandlungen das
notwendige „handwerkliche“ und anatomisch-
physiologische Wissen anzueignen
– also den MO zu gestalten. Zudem ermöglicht
es dem Täter, „…bislang fantasierte
Handlungen an leidenden Mitgeschöpfen
umzusetzen und er durchläuft
gleichzeitig einen Prozess der Desensibilisierung
gegenüber lebenden Opfern.
Es gelingt ihm, diese zu depersonifizieren
und zu objektivieren, indem er ihnen ihre
Individualität aberkennt“ (Stupperich,
2005, S. 49).
Fasst man die bisherigen forensisch-psy-
20 Kriminalpsychologie Kriminalistik 1/2007
chiatrischen und kriminalpsychologischen
Erkenntnisse über Tierquälerei zusammen,
so ergeben sich sehr deutliche Hinweise
darauf, dass diejenigen Täter, die
später auch Menschen angegriffen oder
sogar getötet haben, bereits in sehr früher
Kindheit durch das Quälen von kleineren
Haustieren (Meerschweinchen, Kaninchen,
Katzen und Hunde) auffallen, dabei
später während der Pubertät neben aggressiv-
sadistischen auch sexuelle Empfindungen
erleben und diese in Form sexuellsadistischer
Fantasien weiterentwickeln,
um letztlich ihre „Maximalfantasie“ an
menschlichen, in der Regel weiblichen
Opfern zu realisieren.
So erklärte [der mehrfache Frauenmörder]
Frank G. vor Gericht: „Das Vergewaltigen
und Ausweiden wollte ich noch steigern.
Ich wollte eine Frau bei vollem Bewusstsein
in die Luft sprengen.“ Schließlich
tötete er auf diese Weise ein Schaf:
„Ich habe mir vorgestellt, es sei eine
Frau.“ (Beispiel für das Erproben einer
„Maximalfantasie“ an einem Tier; (aus:
Harbort, 2004, S. 65).
Diese Täter scheinen besonders häufig
frühkindliche Gewalterfahrungen im psychosozialen
Nahraum, vermutlich schwere
Misshandlungen und sexuellen Missbrauch,
erlebt zu haben. Die über lange
Zeit erfahrene Demütigung und tiefgreifende
Kränkung des Selbstwertgefühls
kann in ebenso tiefgreifenden Hass auf
die als grundsätzlich feindlich erlebte Lebenswelt
münden und Rachebedürfnisse
Warnsignal: Sich von Tat zu Tat
steigernde Verletzungsmuster
hervorrufen. Das Tier stellt bei diesen Tätern
ein „Ersatzobjekt“ dar, wobei die gequälte
Tierart selbst keine spezifische Bedeutung
zu haben scheint. Vielmehr werden
die im Umfeld verfügbaren Tiere hinsichtlich
ihres Verhaltens, ihrer Größe und
Stärke ausgewählt und den zunehmenden
körperlichen Fähigkeiten des Kindes,
später des Jugendlichen und Heranwachsenden,
sukzessive angepasst. Diese
Gruppe von Tätern fällt neben Tierquälereien
meist durch andere Formen früher
devianter Verhaltensweisen (z.B. Brandstiftung,
Vandalismus) auf und muss als
chronisch gefährlich gelten. Kriminalistische
Warnsignale für diesen Tätertypus
sind umfangreiche und sich von Tat zu Tat
steigernde Verletzungsmuster an den Tieren
(schwere Verstümmelungen, Ausweiden,
genitale Manipulationen).
Auf einzelne Tierarten „spezialisierte“
Tierquäler unterscheiden sich von dem
vorgenannten Tätertyp sowohl hinsichtlich
der mutmaßlichen Gewaltursache
und -genese als auch in Bezug auf ihre Gefährlichkeit
für den Menschen. Die Konzentration
auf ausschließlich eine bestimmte
Tierart rückt bei diesen Tätern die
symbolische Bedeutung des jeweiligen
Zielobjektes stärker in den Vordergrund,
die sich sowohl aus ihrem kulturellmenschheitsgeschichtlichen
allgemeinen
Symbolwert als auch aus spezifischen intrapsychischen
Verarbeitungsstrategien
ergeben kann. Als Auslöser für Tierquälereien
und –tötungen, die sich gegen Individuen
einer einzelnen Tierart richten,
kommen vor allem traumatische Erlebnisse
in Frage, zum Beispiel
eine schwere Verletzung oder Behinderung
durch den Umgang mit einem Tier,
eine Zurücksetzung gegenüber Tieren,
etwa durch übertriebenes mütterliches
„Verhätscheln“ eines als bevorzugt erlebten
Haustieres oder
ein mit einer Tierart verknüpftes Verlusterlebnis,
beispielsweise nach einem
von einem Nutztierstall ausgehenden
verheerenden Brand, aber auch
eine frühkindliche psychosoziale Deprivationserfahrung.
Während sich im ersten Fall durch Umfeldermittlungen
meist entsprechende
Hinweise auf eine biografische Spezifität
finden lassen, können sich Anhaltspunkte
für eine schwerwiegende frühe psychosoziale
Fehlentwicklung als Ursache serieller
Tiertötungen aus dem MO und gegebenenfalls
der „Signatur“ sowie aus dem
Symbolwert der zum Zielobjekt gewordenen
Tierart ergeben (vgl. Tab. 7).
4. Motive und Persönlichkeitsprofil
des „Pferderippers“
Wie kulturhistorische Analysen ergeben
haben, besteht zwischen dem Menschen
und der Tierart „Pferd“ eine besondere
emotionale Affinität, die sich bis in die Anfänge
der überlieferten Menschheitsgeschichte
zurückverfolgen lässt (vgl.
Baum, 1991). Unter allen Nutztieren
nimmt das Pferd eine Sonderstellung ein,
da es nicht nur zu den ältesten Haustieren
des Menschen gehört, sondern mehrere
seiner vitalen Bedürfnisse befriedigte
(Nahrung, Reittier, Rauschgetränke aus
Stutenmilch). Folgerichtig gilt in der Mythologie
sowie in Sagen und Märchen das
Pferd als Symbol für Lebenskraft, mit dem
Tierartvariable Quälereien und
Tötungen
Tierartspezifische Quälereien und
Tötungen
Entwicklungsbezogene
Risikofaktoren
Häusliche Gewalt,
Kindesmisshandlung und/
oder -missbrauch
Tierbezogenes Trauma,
früher Verlust der Mutter/der Eltern
Motiv Oft sexuell-sadistisch geprägte
Machtfantasien, Hass, Rache
Kompensation frühen Mangelerlebens,
geringes Selbstwertgefühl
Vorläuferdelikte Brandstiftung („Zündeln“),
Vandalismus

Zielobjekt (Tierart) Abhängig von Verfügbarkeit und
Kontrollierbarkeit (Alter, Kraft)
Abhängig vom (kulturellen und/oder
individuellen) Symbolwert der Tierart
Tätermerkmale Gelegentlich frühkindliche Hirnschädigung,
oft Alkohol- und Drogenmissbrauch,
schwere Persönlichkeitsstörung
Ausgeübter Beruf bleibt hinter
intellektuellen Möglichkeiten zurück
(„underachiever“)
Tatortmerkmale Zunehmende Gewaltanwendung,
ausgedehnte Opferverletzungen,
erkennbare „Signatur“ (z.B. genitale
Manipulationen, Mitnahme von
Körperteilen [„Trophäen“])
Meist gleich bleibender Modus
Operandi, „Signatur“ oft nicht
erkennbar oder vergleichsweise
unscheinbar (Fesselung)
Tatmittel „hand-on“-Waffen (Messer,
Erwürgen, Drosseln), auch
außergewöhnliche Tatmittel
Eher „hand-off“-Waffen
(Schusswaffen, Lanzen)
Gefährlichkeit Tier als „Übergangs- bzw.
Ersatzobjekt“, Gefährlichkeit
für Menschen hoch
Gefährlichkeit für Menschen gering
Ermittlungsansätze Rasterung nach: Vorläuferdelikte
➝ häusliche Gewalt oder Kindesmissbrauch
Rasterung nach: Alter ➝ tierbzogenes
Trauma oder Heimunterbringung
➝ Verfügbarkeit der Tatmittel
(Schusswaffen)
Tab. 7: Ermittlungsansätze bei tierartvariablen und tierartspezifischen Quälereien und
Tötungen.
Kriminalistik 1/2007 Kriminalpsychologie 21
die geradezu menschlichen Attribute
„edel“, „kraftvoll“, „schön“ und „intelligent“
sowie die Fähigkeit, drohende Gefahren
durch ein fast übersinnlich anmutendes
Ahnungsvermögen zu erkennen,
assoziiert werden. Die Zerstörung eines
derart vollkommenen Geschöpfes lässt
dieses machtlos und besiegt zurück (vgl.
Abb. 6).
In diesem Zusammenhang spielt auch
der MO des norddeutschen „Pferderippers“
eine entscheidende Rolle, der unter
anderem durch Fesselungen der Opfer
und deren Tötung durch sorgfältig hergestellte
Tatmittel gekennzeichnet ist: Das
als frei und kraftvoll geltende Pferd ist gebunden,
es liegt am Boden und verblutet
qualvoll. Hieraus lässt sich nicht – wie in
verschiedenen Mediendarstellungen zu
lesen war – ein unbändiger „Hass auf
Pferde“ ableiten, sondern eher ein Hinweis
auf ein anderes psychologisches Motiv,
welches auch anderen Tötungsdelikten
(z.B. dem „rituellen Kannibalismus“,
vgl. Saimeh, 2005) zugrunde liegen kann:
Erstrebte Eigenschaften durch
Tötungen aneignen
Ein einst machtvolles Lebewesen zu brechen
und zu zerstören, soll dem Täter diejenigen
Attribute verleihen, die das Pferd
vor seiner Tötung besessen hat. Auf diesem
Weg eignet sich der Täter die Attribute
an, an deren Mangel er selbst leidet.
Ein derart fundamentaler Mangel, aus
dem eine ebenso gewaltige Sucht nach
(wieder herzustellender) Vollkommenheit
resultiert, die sich wiederum in einer Fixierung
auf eine Aneignung der erstrebten
Eigenschaften durch Tötungen manifestiert,
ist aus forensisch-psychiatrischer
Sicht vorwiegend durch sehr frühe Verletzungen
des Selbstwertgefühls, in der Regel
durch dramatische Verlusterfahrungen,
zu erklären. Als kritische Lebensphase
gilt hierfür die Zeit zwischen dem ersten
und dritten Lebensjahr, in der die Entwicklung
des narzisstischen Systems im
Zeichen der Macht steht (vgl. Henseler,
2000). Auch der Neo-Freudianer und Entwicklungspsychologe
Erikson (1980,
1992) betont die Bedeutung dieser Lebensphase
für die Persönlichkeitsentwicklung,
in der zwei entscheidende Krisen
(Urvertrauen vs. Urmisstrauen und Autonomie
vs. Scham und Zweifel) erfolgreich
überwunden werden müssen. Nur bei einer
Bewältigung dieser wichtigen Entwicklungsphase
kann der kleine Mensch
das Gefühl, ein vollwertiges Wesen zu
sein, erlangen. Gelingt dies nicht, besteht
die Gefahr, dass das eigene Selbst als
wert- und bedeutungslos erlebt wird. Als
Risikofaktor für ein Misslingen dieser narzisstischen
Entwicklungsphase gilt vor allem
ein Verlust der primären Bezugspersonen
(Tod der Mutter oder der Eltern,
Heimunterbringung). Aus der Sicht des
Kindes ist die eigene Wertlosigkeit dafür
verantwortlich, dass es die Mutter verloren
hat: Die vorhandenen Eigenschaften
waren nicht ausreichend, als Kind so liebenswert
zu sein, dass die (verlorene)
Mutter gehalten werden konnte.
Aus diesem Gefühl eines durch eigene
Unzulänglichkeiten verschuldeten Verlustes
kann sich ein spezifisches Motiv für serielle
Tötungshandlungen ergeben. Die
Aneignung derjenigen Eigenschaften, deren
Mangel den Verlust verschuldet hat,
soll das Trauma ungeschehen machen.
Tiertötungen, die sich auf eine spezifische
Tierart konzentrieren, verfolgen daher
den Zweck, sich diejenigen Attribute anzueignen,
die dem Zielobjekt zugeschrieben
werden.
Die Tötungen selbst sind als Stabilisierungsversuche
zu verstehen; jede weitere
Tötung muss somit als Rettungsversuch
zur Stabilisierung des brüchigen Selbstwertgefühls
verstanden werden. Die Taten
dienen demnach einerseits der Aneignung
der als Mangel erlebten Eigenschaften,
gleichzeitig sollen sie aber auch den
erfahrenen frühen Verlust ungeschehen
machen.
Diese besondere psychologische Bedeutung
der Tötungen kommt aus kriminalpsychologischer
Sicht auch in den Spezifika
der Tatbegehung durch den „Pferde-
ripper“, dem Modus Operandi und der
„Signatur“, zum Ausdruck. Hierfür
spricht:
das Ausprobieren verschiedener Tatmittel,
die dem (tatsächlichen und psychologischen)
Zweck der Handlungen untergeordnet
waren,
die lange Dauer der Tatserie (vorerst 10
Jahre),
die Häufigkeit (ca. 50 Taten) und Intensität
(bis zu fünf Pferde in einer Nacht)
der Tötungen,
die intensive Vorbereitung (präzise Ortskenntnisse
durch Auskundschaften im
gesamten norddeutschen Raum, eigene
handwerkliche Herstellung der Tatmittel),
die Vorsicht bei der Tatausübung (keine
Entdeckung trotz intensiver Fahndung
und vielfältiger Schutzmaßnahmen
durch Pferdebesitzer),
der zusätzlich betriebene Aufwand mit
Merkmalen einer „Signatur“ (Aufhalftern
und Fixieren der Opfer, zum Teil
auch Herausführen ins Freie oder in den
Boxengang),
die Entschlossenheit bei der Tatbegehung
(Einbruch in verschlossene und
gesicherte Reithallen),
die Ausrichtung der gesamten Lebensumstände
auf die Tatbegehung (zum
Teil zeitlich dichte Frequenz der Einzeltaten
und räumlich ausgedehnte Lokalisation
der Tatörtlichkeiten).
Vor diesem Hintergrund verwundert zunächst
das (vorläufige) Ende der Tötungsserie
mit der vorerst letzten Tat im Oktober
2003. Aus polizeilicher Sicht wurden eine
schwere Erkrankung oder der Tod des Täters,
eine mehrjährige Haftstrafe, eine
Verlagerung der Aktivitäten in das Ausland
oder die Furcht vor Entdeckung
durch den erheblichen Fahndungsdruck
als alternative Erklärungen diskutiert. Aus
kriminalpsychologischer Perspektive ist eine
freiwillige Aufgabe der Tötungshandlungen
wenig wahrscheinlich, da das psychologische
Ziel der Tathandlungen, die
Abb. 6: Szene aus der Kinderund
Jugendfilmserie „Fury“ (links)
und Tatortfoto (rechts).
22 Kriminalpsychologie Kriminalistik 1/2007
Anmerkungen:
1 Für ihre freundliche und kooperative Unterstützung
danken wir Herrn KHK Helmut Montag
(Polizeiinspektion Uelzen) sowie Herrn KHK Alfred
Waschkowski und Herrn KK Nils Eckhardt
(beide LKA Mecklenburg-Vorpommern,
Schwerin). Wertvolle Einsichten in die Verhaltensbiologie
von Pferden verdanken wir Frau
Dipl.-Biol. Sabine Birmann.
2 Persönliche Mitteilung von Herrn KHK Alfred
Waschkowski und Herrn KK Nils Eckhardt, LKA
Mecklenburg-Vorpommern, an die Autoren.
3 Daraufhin wurde von der EG „Pferd“ eine anatomische
Skizze erstellt, die den örtlichen Polizeidienststellen
zur Tatortaufnahme zur Verfügung
gestellt wurde, um die Zuordnung der Tat anhand
dieses MO-Merkmals zu erleichtern.
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(Wieder-) Aneignung der dem Pferd zugeschriebenen
Eigenschaften als Stabilisierungsversuch
einer durch tiefgreifende
Selbstunwertgefühle geprägten Persönlichkeitsstruktur,
niemals erreicht werden
kann. Auch das Motiv, vermutlich das Ungeschehen-
Machen-Wollen des frühen
Verlustes der primären Bezugspersonen,
ist gegen willentliche Veränderungswünsche
weitgehend immun. Ebenso wenig
dürfte eine strafrechtliche Verurteilung als
Ursache für das Ende der Serie in Frage
kommen, da diese eine erkennungsdienstliche
Behandlung mit sich gebracht
und eine Identifikation des „Pferderippers“
durch sichergestellte objektive
Tatortspuren ermöglicht hätte. Des weiteren
ließen sich Hinweise auf eine Verlagerung
der Pferdetötungen in das benachbarte
Ausland trotz intensiver Ermittlungen
nicht verifizieren, so dass zum gegenwärtigen
Zeitpunkt die Erkrankungs- bzw.
Todes-Hypothese den höchsten Wahrscheinlichkeitsgrad
besitzt.
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Legal and Criminological Psycho-
Kriminalistik 1/2007 Kriminalpsychologie 23
Kaleidoskop der Nachkriegszeit
Gerhard Mauz, Die großen Prozesse
der Bundesrepublik Deutschland.
Hersg. Gisela Friederichsen. 240 S.
Hardc., zuKlampen! Verlag 2005,
Euro 19,80/sFr.35,80
Das Buch präsentiert Reportagen/Berichte
in drei Blöcken: Die deutsche Justiz
und ihre Versuche, die NS-Diktatur zu
bewältigen (1964 bis 1993), die 68er
Jahre und die RAF (1967 bis 1992)und
schließlich Große Kriminalfälle (1965 bis
1995). Vera Brühne, Jürgen Bartsch, Dieter
Zlof, wer kennt noch diese Namen,
die sich mit spektakulären Prozessen der
Kriminalgeschichte verbinden? Gerhard
Mauz hat sich kritisch, einfühlsam und
menschlich auseinandergesetzt mit allen
Beteiligten des strafgerichtlichen Verfahrens
und dem alten Genre der Gerichtsreportage
zu neuem Glanz verholfen.
1964 nahm er beim Spiegel seine
Arbeit auf als Justiz- und Kriminalreporter.
Ein untrügliches Gespür fürs Angemessene,
ja Gerechte war ihm eigen. Gisela
Friederichsen kommt das große Verdienst
zu, diesen unbestechlichen Zeitzeugen
einem breiten Publikum wieder
zugänglich zu machen. 35 große Kriminalfälle/
Prozesse hat sie ausgewählt aus
den Arbeiten von Gerhard Mauz, die jeder
lesen muss, der sich für das Recht/e
einsetzt. Cramer
Zottel-Ponyfarm  
  Seid gewarnt, Ihr findet hier auf meiner virtuellen Pinnwand evtl- einige Wahrheiten oder Nicht-Wahrheiten, die Ihr vielleicht gar nicht wissen wolltet.
Sollte Eure Neugier Euch dennoch besiegen....
alle Angaben sind ohne Gewähr... ;-)

ES WiRD ALLES iM KREiSE DER PONiES AKTUELL BESPROCHEN!

Derzeit finden wir hier eine Art Pinnwand im Chaos auf der Ponyfarm. Für alle, die zufällig hier gelandet sind, nicht wundern. Das räumt sich mit der Zeit wieder auf und sortiert sich in Bücher.
Irgendwann kann man diese Bücher dann kaufen.

*FORSCHUNG ist CHAOS*
 
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