eine Aufwandsteuer, bei der der Aufwand in keinem Verhältnis zur Abgabe steht.
Man zahlt automatisch Steuern, wenn man Pferdefutter kauft, Versicherungen bezahlt, Zubehör für´s Pferd einkauft und zu guter letzt mit PKW und Anhänger sein Pferd spazieren fährt.
Schleswig-Flensburg
Kommt die Pferdesteuer?
Nicht nur Helga Waterhues (links) und Carolin Thurner fürchten, dass bald die ersten Gemeinden die Pferdesteuer einführen. Foto: Hamisch
Schleswig-flensburg. Angeln und die Geest sind Pferderegionen. Während in vielen Dörfern des Kreises immer weniger herkömmliche landwirtschaftliche Betriebe existieren, bleibt die Zahl der Pferdebetriebe und Pferdebesitzer auf konstant hohem Niveau. Die große Zahl der Pferde weckt nun offenbar Begehrlichkeiten bei den chronisch klammen Gemeinden. Das Thema Pferdesteuer rückt in die Diskussion - und hat erheblich an Fahrt gewonnen, seit sie im hessischen Bad Sooden-Allendorf eingeführt wurde. 200 Euro pro Tier und Jahr zahlen dort Pferdehalter seit dem 1. Januar 2013. Auch in Schleswig-Holstein diskutieren Pferdebesitzer inzwischen heftig über dieses Thema (in der Stadt Preetz etwa sind die Pläne schon weit vorangeschritten), während sich Kommunalpolitiker mit Stellungnahmen noch zurückhalten.
Letzteres gilt für Helga und Markus Waterhues nicht. Sie betreiben in Mohrkirch den Reiterhof "Norwegen". Drei eigene Ponys und vier Pferde stehen in den Stallungen. Die eigenen Tiere wären steuerlich gesehen nicht das Problem, aber die 80 Pferde, die sogenannte Einsteller in den Boxen stehen haben, sichern die wirtschaftliche Grundlage des Reiterhofes. Und hier zeigt sich für Markus Waterhues schon das erste Problem. Wer soll steuerlich veranlagt werden, der Besitzer oder der Halter? Der Besitzer könne ja schwerlich zur Kasse gebeten werden, wenn sein Wohnort mit dem Einstellort des Pferdes nicht übereinstimmt.
Steuer könnte zur Existenzfrage werden
"Wird also der Hof besteuert, in dem die Pferde untergestellt sind, beginnt ein wirtschaftlicher Kanibalismus", befürchtet Waterhues und spinnt den Gedanken weiter: Die Steuer müsste auf die Besitzer umgelegt werden mit der Folge, dass die ihre Pferde dort unterstellen werden, wo keine Pferdesteuer erhoben wird. Da Pferdeport heute jedoch längst kein elitärer Sport mehr sei, sondern sich viele Familien ein Pferd oder auch nur eine Reitbeteiligung vom Munde absparen, bestehe die Gefahr, dass sich gerade diese Bevölkerungsgruppe von ihrem Hobby und somit den Tieren verabschieden müsste. Für den Hof "Norwegen" würde dies schnell zur Existenzfrage. Und das gelte wohl auch für andere Dienstleister rund ums Pferd: Auszubildende, Hufschmiede, Tierärzte, Futtermittelbetriebe und viele andere mehr.
Diese Argumentation wird auch von Peter Jürgen Nissen, der in Sörup-Schwensby mit seiner Frau Hanne einen Reitbetrieb führt, unterstützt. Nissen befürchtet als stellvertretender Vorsitzender des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein "schweren wirtschaftlichen Schaden für das Land", wenn flächendeckend eine Pferdesteuer kommt. Pferdesport sei heute in erheblichem Umfang Jugendarbeit und Breitensport und gewinne immer mehr an touristischer Bedeutung: "Eine Pferdesteuer würde dem Pferdeland Schleswig-Holstein einen schweren Schlag versetzen."
100.000 Pferde in Schleswig-Holstein
Aktuell gibt es landesweit, so schätzt der Pferdesportverband, rund 100.000 Pferde und 30.000 Arbeitsplätze in der Pferdewirtschaft. "Mir würden zusätzliche Kosten schwer fallen", bekennt auch Carolin Thurner, die ihre zwei Pferde in Mohrkirch eingestellt hat. Käme eine Pferdesteuer, würden viele Reiter sich Gemeinden ohne Pferdesteuer suchen und damit gute Ausbildungsbetriebe in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen, befürchtet auch die aktive Turnierreiterin. "Die Pferdesteuer wäre eine Luxussteuer", empört sich schließlich Verena Gonzalez Lopez.
Und was sagt die Kommunalpolitik? Sörups Finanzausschussvorsitzender Friedrich Peter Feldhaus sieht "keinen Grund, jetzt auch noch den Sport zu besteuern". Eine Pferdesteuer würde der Gemeinde mehr schaden als nutzen, glaubt er. Für die SPD-Fraktion des Ortes ist die Pferdesteuer noch kein Thema, sagt deren Sprecher Karl Hansen. Da Reiter aber auch öffentliche Wege nutzten, "muss man aber über die Steuer nachdenken dürfen". Für Hans-Heinrich Tramsen, Amtsvorsteher im Amt Hürup, ist es notwendig, Reiter an der für sie bereitgestellten Infrastruktur finanziell zu beteiligen. Ob das durch eine Steuer sein muss oder eine Nutzungsvignette, darüber könne man reden. Satrups Bürgermeister Manfred Madsen hat hingegen eine klare Meinung: "Man muss nicht alles besteuern, was zur Lebensfreude beiträgt."
Das sieht man auch in der Pferde-Gemeinde Großenwiehe so. "Die Pferdesteuer würde neben den sowieso schon anfallenden Kosten zur Gesunderhaltung, für Futter, Einstreu, Stall- und Weidehaltung den Kostenrahmen sprengen und die Pferdehaltung insgesamt gefährden", sagt Birgit Glückler, Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Großenwiehe. Auch in der Gemeinde gibt es durchaus Befürworter dieser Steuer, die aus der Erhöhung der Hundesteuer resultiert. Ein entsprechender Antrag wurde aber bisher von der Gemeindevertretung - bei einer Enthaltung - abgelehnt. Holger Sönnichsen und Nico Axelsen aus dem Vorstand des Reitvereins schlugen harte Töne an: Anstatt über Einsparungen nachzudenken, sagen sie, wolle die Politik die Reiter fleißig abzocken.
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Einige Bauern meinen immer,
Pferde seien unnötige Fresser,
die Geld kosten.
Landwirtschaft gibt es hier dank Biogas, Mais und
Jürgen Drews wohl nicht mehr.
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